Mikrobiotika

Bilde des Dickdarms

Die Bakterienbesiedelung des Dickdarms, also die Darmflora, besteht aus 500 bis 1200 verschiedenen Bakterienspezies. In der Wissenschaft wird die Darmflora Mikrobiota genannt. Diese kann man in verschiedene Stämme einteilen, die man Phyla nennt. Die beiden größten Phyla mit jeweils ungefähr 45% sind die Firmicutes und Bacteroidetes. Die übrigen Phyla bilden zusammen ungefähr 10%. Die Phyla können noch weiter in Familien, Gattungen und Spezies klassifiziert werden:

  • Firmicutes
    • Bacilli
      • Lactobazillen
      • Lactokokken
      • Bacillus coagulans (L. sporogenes)
      • Streptokokken
      • Enterokokken
    • Clostridien
      • Cluster I: Clostridium histolyticum, Clostridium perfrigens, Clostridium sporogens
      • Butyratbildner: Faecalibacterium prausnitzii, Clostridium butyricum, Eubacterium, Roseburia, Ruminococcus, Coprococcus, Butyrivibro
      • Lachnospiraceae dorea
    • Veillonella
    • Christensenellacae
    • Dialister invisus
  • Bacteroidetes
    • Bacteroides
    • Prevotella
    • Parabacteroides
  • Proteobakterien
    • Camphylobacter
    • Citrobacter
    • Escherichia coli
    • Proteus
    • Pseudomonas
    • Desulfurizier
    • Desulfovibronales
    • Klebsiellen
    • Haemophilus
    • Acinetobacter
    • Enterobacter
    • Hafnia
    • Morganella
    • Parasutterela
  • Verrucomikrobia
    • Akkermasia
  • Actinobakterien
    • Bifidobakterien
    • Adlercreutzia
    • Eggerthella lenta
    • Slackia
  • Cyanobakterien
  • Fusobakterien
  • Oxalobacter

Organische Stoffe, die noch im Darminhalt vorhanden sind, werden bei der Passage des Nahrungsbreis durch den Dickdarm durch die Mikrobiota zersetzt. Kohlenhydrate und Fette werden von Firmicuten und Actinobacteria zu Essigsäure (Acetat), Milchsäure (Laktat) und Buttersäure (Butyrat) verstoffwechselt. Dabei entstehen als Gase auch Kohlendioxid, Methan und Wasserstoff. Essigsäure dient als Nährstoff für andere Darmkeime. Milchsäure führt zu einer Ansäuerung des Colons, und damit zu einer Stabilisierung des Darmmileus. Buttersäure dient als Energielieferant für die Darmzellen. Beim Abbau von Aminosäuren durch Proteobacteria entstehen giftige Stoffe. Es entsteht also Cadaverin (aus Lysin), Agmatin (aus Arginin), Tyramin (aus Tyrosin), Putrescin (aus Ornithin), Histamin (aus Histidin), Indol (aus Tryptophan) und Scatol (aus Tryptophan).

Bei der Betrachtung der einzelnen Gattungen können verschiedene Funktionen zugeordnet werden: Lactobazillen, Lactokokken und Bacillus coagulans (L. sporogenes) produzieren Milchsäure und stimulieren das darmspezifische Immunsystem. Bacillus coagulans ist besonders widerstandsfähig gegen Magensäure und führt über eine starke Immunstimmulanz zu einer Verdrängung von fakultativ pathogenen Erregern. Zu den immunstimulierenden Keimen gehören auch Enterococcen und Escherichia coli. Ebenso produzieren die Bifidobacterien Milchsäure. Zu den Essigsäurebilndern gehören vor allem Lachnospiraceae dorea, Bacteroides und Bifidobacteria adolocentis. Adlercreutzia, Eggerthella lenta und Slackia aus der Pylum Actiobacteria bilden aus bestimmten Pflanzen Equol. Dies hat östrogenartige Wirkung. Streptokokken bauen Sauerstoff ab, und ermöglichen es er so den anaeroben Keimen zu existieren. Die meisten Spezies des Prevotella-Stamms und Akkemansia bauen den alten Schleim von der Schleimhaut ab, damit sich neuer bilden kann.

Bestimmten Keimen werden bestimmte Funktionen zugeordnet: Der Prevotella copri steht im Verdacht systemische Entzündungen und Autoimmunerkrankungen zu fördern. Faecalibacterium prausnitzii gehört zu dem Buttesäurebildnern. Er hemmt aber auch IL8 und NFkappa B. Parasutterela vermindert die Leptinresistenz des MC4-Rezeptors, und kann dadurch eine Adipositas vorbeugen.

Viele Funktionen der Darmmikrobiota sind noch gar nicht erforscht. Aus der naturheilkundlichen Erfahrungsmedizin weiß man aber, dass eine Veränderung der Darmflora an vielen Erkrankungen beteildigt seien kann. Zur Sanierung der Dickdarmmikrobiota gehören vier Schritte: Unterstützung der ersten Coctio, reduzieren fakultativ pathogenen Keimen, Zuführen von Probiotika und Einnahme von Präbiotika.

Unterstützung der ersten Coctio

Die erste Coctio (erste Kochung) der Nahrung findet im Mund, Magen und Duodenum statt. Der Nahrungsbrei wird zerkleinert, erwärmt und in kleinere Moleküle abgebaut. Wenn dieser Schritt nicht richtig stattfindet, kommt es zum einen zu einer verminderten Aufnahme aus dem Nahrungsbei, und zum anderen kommen unverdaute und nicht aufgenommene Nahrungsbestandteile im Colon an. Dies führt zu einer Verschiebung der Darmflora. Die erste Kochung kann entweder durch pflanzliche Arzneimittel oder Enzyme erfolgen. Auch muss hier an eine Milzschwäche als Ursache gedacht werden. Nach humoralpathologischer Denkweise tonisiert die Schwarzgalle aus der Milz den Magen.

Pflanzliche Mittel werden nach humoralpathologischem Temperament und weiteren Wirkungsansätzen gewählt. Mögliche Pflanzen, die aber auch gut miteinander kombiniert werden können, sind:

  • warme und trockene Pflanzen: Eberraute, Engelswurz, Tausendgüldenkraut, Kümmel Meisterwurz
  • warm und feuchte Pflanzen: Kalmus, Condurangorinde

Die Enzyme, die bei der exokrinen Pankreasinsuffizienz eingesetzt werden, können auch hier zur Anwendung kommen, wenn die pflanzlichen Mittel zur Stimulation des Pankreas nicht ausreichen.

Kümmel

Reduktion fakultativ pathogener Keime

Sulfatreduzierende Bakterien, Clostridien Claster 1, Fusobakterien und proteolytische Bakterien, mit Ausnahme der physiologischen Eschichia coli, sollten reduziert werden.

Hierzu stehen dem Heilpraktiker eine ganze Reihe von Mittel zur Verfügung: pflanzliche Mittel, im Darm sauerstofffreisetzende Mittel, bestimmte Heilpilze oder bestimmte homöopathische Mittel. Dazu gehören die Darmnosoden. Sie können zum einen nach Arzneimittelbild, wie ein klassisch homöopathisches Mittel verordnet werde. Zum anderen können die Darmnosoden nach Stuhlbefund der Mikrobiota verordnet werden.

Probiotika

Um die Anzahl der guten Darmkeime zu erhöhen können bestimmte Keime oral zugeführt werden. Diese Mittel nennt man Probiotika. Deren Anzahl ist in den letzten Jahren kontinuierlich angestiegen. Je nach reduzierten physiologischem Keimen, sind verschiedene Mittel möglich. Eine Auswahl:

  • Lactobazillen: Probiotic spezial, Symbiolact A, Paidoflor, SiboLactoCaps
  • Enterokokken: Symbioflor 1, SiboLactoCaps
  • Bifidobakterien: Symbiolact B
  • E. coli: Mutaflor mite, Mutaflor, Symbioflor 2
  • Lactobazillen & Enterokokken: SiboLacoCaps
  • Lactobazillen & Bifidobakterien: Darmflora plus select, Darmflora plus select intens, Probiotik Pur, Symbiolact pur, Symbiolact plus, Symbiolact comp., Bactoflor für Kinder, Omni-biotic Panda, Omni-biotic Power

Die Dauer der Probiotikaeinnahme sollte nach Verordnung im Rahmen einer ganzheitlichen Therapie erfolgen.

Präbiotika

Die meisten Bakterien der physiologischen Flora können aber nicht substituiert werden. Es können aber mit Präbiotika das Wachstum von bestimmten Bakterien gefördert werden:

  • Firmicuten und Actinobakteria: Akazienfasern, resistente Stärke, Inulin, Fructooligosaccaride (FOS), Galakooligosaccaride (GOS)
  • Bacteroidetes: Pektine
  • Verrucomikrobia: Mucin aus Flohsamen, Leinsamen oder Speicheldrüsen (bei gutem Kauen)

Symbiotika

Ein Kombipräparat, welches Probiotika und Präbiotika enthält, nennt man Symbiotika. Eine Auswahl:

  • Lactobazillen, Bifidobakterien, Inulin: Probiotic Stressimmun, Colon Probiolact, Bactoflor, Symbiolact comp., Omni Lactis 10, Sitobact
  • Lactobazillen, Bifidobakterien, FOS: Probiotic Basis, Probiotic Forte, Omni-Biotic 6,
  • Lactobazillen, Bifidobakterien, Enterokokken, FOS: Omni-biotic Hetox, Omni-biotic Hetox light, Omni-biotic metabolic, proAB
  • Lactobazillen, Bifidobakterien, Enterokokken, Inulin: Bactoflor 10/20, Probiotik protect, Hepar-Intercell, Pascoflorin
  • Lactobazillen, Bifidobakterien, FOS, Inulin: Omni-biotic stress
  • Lactobazillen, Bifidobakterien, Enterokokken, FOS, Inulin: Omni-biotic 10