Anthroposophie setzt sich aus den beiden griechischen Wörtern anthropos (Mensch) und sophia (Weisheit) zusammen. Die Anthroposophische Medizin hat eine fast hundertjährige Tradition und wird heute in vielen Ländern praktiziert.
Das Konzept der Anthroposophischen Medizin
In der Anthroposophie wird der Mensch als Individuum beschrieben, die als unteilbares Ich (der Geist) die Seele und den Leib durchdringt.
Der Mensch ist mehr als seine Krankheitssymptome. Im Krankheitsfall macht das Zusammenspiel von körperlichen, seelischen und geistigen Charakteristika die Individualität des Menschen aus. Diese Anschauung liegt der Anthroposophischen Medizin zugrunde. Sie geht davon aus, dass Krankheiten keine zufällig auftretenden Fehlfunktionen sind. Vielmehr werden Krankheiten als Prozesse angesehen, die als körperliche oder seelische Störung oder Veränderung auftreten, wenn die Wechselbeziehungen zwischen Körper, Geist und Seele eines Patienten nicht mehr ineinander greifen.
Der Mensch wird als viergliedriges Wesen (vier Organisationsebenen) angesehen.
- Der physische Leib mit seinen Organen.
- Der Ätherleib organisiert das Leben im materiellen Körper und ist somit für alle seine Funktionen verantwortlich
- Der Astralleib ist das Bindeglied zwischen körperlichen Funktionen und leibfreier Seele.
- Die Ich-Organisation ist das übergeordnete geistliche. Es gibt dem Menschen eine individuelle Persönlichkeit.
Diese vier Organisationsebenen sind im Sinne der Anthroposophischen Medizin bei jedem Patienten individuell in ihrer Bedeutung zu erfassen.
Gesundheit ist mehr als die Abwesenheit von Krankheit – Gesundheit ist die Balance von Körper, Leben, Geist und Seele.
Arzneimittel in der anthroposophischen Medizin
Die Ausgangsmaterialien der anthroposophischen Medizin sind pflanzlichen, mineralischen, metallischen, oder tierischen Ursprungs. Gesundwerdungsprozesse sollen angeregt und unterstützt werden, Abwehrkräfte des Menschen gestärkt und Körperfunktionen wieder ins Gleichgewicht gebracht werden.
Es werden Mittel eingesetzt, deren Inhaltsstoffe sich an dem jeweiligen Krankheitsbild des Patienten orientieren. In der anthroposophischen Medizin gibt es unterschiedliche Darreichungsformen. Es kommen homöopathische Globuli, Tabletten und Kapseln, Tinkturen und Säfte, Tees oder Injektionen bis zu Nasensprays, Ölen und Salben zum Einsatz.
Diese ganzheitliche Wahrnehmung heißt auch: Vermeintlich krankhafte Prozesse müssen nicht grundsätzlich bekämpft werden, denn oftmals sind sie bereits die ersten Stufen der Gesundung. Ein kleines Praxisbeispiel: Entzündungen. Jeder von uns hat sich schon einmal einen Splitter eingezogen. Das ist lästig, schmerzhaft, und vielleicht eitert die kleine Wunde sogar. Mit dieser Entzündungsreaktion hilft sich der Körper jedoch selbst auf effektive Weise, den Fremdkörper loszuwerden. Die Entzündung ist in diesem Fall die ganz gesunde Antwort auf eine Störung der Balance und hat ein positives Ziel – nämlich, die Balance aus eigener Kraft wieder herzustellen.
Die anthroposophische Medizin möchte diesen Selbstheilungsprozess nachhaltig unterstützen. Hierbei sprechen wir von Salutogenese: Der Anregung jener Ressourcen im menschlichen Körper, die Gesundheit zu entwickeln und zu erhalten. Dazu kann der Therapeut oder Mediziner je nach Krankheitsbild auf ein reiches Instrumentarium an Maßnahmen zurückgreifen, vom Arzneimittel bis zur Heileurythmie. Der anthroposophische Ansatz ist damit immer auch ein maßgeschneiderter, denn er beruht auf der maximalen Hinwendung zum Menschen und seiner Natur.
Die Firmen Wala und Weleda sind zwei der bekanntesten Hersteller anthroposophischer Heilmittel.
In meiner Heilpraktiker-Praxis nutze ich anthroposophische Arzneimittel zur Einnahme und Einreibung, sowie als Injektionstherapie neben anderen traditionellen Naturheilverfahren.
Die Geschichte der anthroposophischen Medizin
Rudolf Steiner entwickelte zusammen mit der Ärztin Dr. Ita Wegmann das Konzept dieser integrativen Medizin, Anfang des letzten Jahrhunderts. Die naturwissenschaftliche Medizin sollte durch geisteswissenschaftliche Aspekte der Anthroposophie erweitert werden.
1921 entstanden in der Schweiz und in Deutschland klinische Einrichtungen, in denen der Ansatz von Rudolf Steiner angewandt wurde. Im Lauf der Zeit hat sich die Anthroposophische Medizin weltweit verbreitet. Und natürlich wird die Anthroposophische Medizin in unzähligen Praxen ausgeübt. Auch Kunsttherapeuten arbeiten mit Elementen der Anthroposophie.