Mikrobiom – neueste Erkenntnisse

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Neues aus der Mikrobiom Forschung

Für mich als Heilpraktiker ist es sehr wichtig, stets auf dem neusten Stand der Erkenntnisse zu sein.

Anfang Juli tagte der Kongress des Arbeitskreises ganzheitliche Gastroenterologie und mitochondriale Dysfunktion unter dem Motto „Biotop Mensch: Mikrobiom Update“. Da mein Schwerpunkt in der Praxis die ganzheitliche Gastroenterologie ist, war meine Teilnahe daran selbstverständlich. Elf hochkarätige, internationale Referenten, teilweise Wissenschaftler, teilweise Praktiker, berichteten hauptsächlich über Neuerungen der Mikrobiota, also der Bakterienflora, mit der wir zusammenleben.

Ein großes Thema war der Zusammenhang von Darmmikrobiota, also der Darmflora, und der Bakterienbesiedelung der Vagina. Prof. Petricevic von der Universitätsklink in Wien konnte durch mehrere Studien aufzeigen, dass die Lacotbazillenstämme der Darmflora und in der Vaginalflora bis zu 85% identisch sind. Eine Behandlung der Darmflora zeigte eine positive Wirkung auf die Vaginalflora und auf Infektionen im Scheidenbereich.

Mikrobiom und Leaky Gut Syndrom

Ein weiterer Schwerpunkt waren die neuesten Erkenntnisse zum Leaky Gut Syndrom. Bei diesem Krankheitsbild kommt es durch eine erhöhte Durchlässigkeit der Darmwand für Bakterien oder deren Giftstoffe, große Lebensmittelmoleküle, Giftstoffe oder Stoffwechselprodukte der Darmflora, wie Fäulnisprodukte und Gärungsalkohole. Diese Stoffe können in das Blut, die Lymphe oder die Nervenbahnen eindringen und dort Krankheiten verursachen. Dies kann in weiterer Folge zu einer Überlastung der Leber, einer Belastung des Gehirns mit Giftstoffen und veränderten Reaktionen des Immunsystems führen. Auch wurde ein Mangel an Coenzym Q10 als eine Ursache des Leaky Gut Syndroms entdeckt. Als Möglichkeit zur Leaky Gut-Therapie wurde die Huminsäure vorgestellt. Sie wirkt schleimhautregenerierend und bindet Giftstoffe im Darm.

Weiterhin wurden Mittel zur Behandlung der Darmflora mit speziellen Indikationen besprochen. Eines dieser Probiotika wurde mit der Zielsetzung entwickelt, die Leberfunktion zu verbessern. Dieses Mittel verbessert die Zusammensetzung der Mikrobiota und die Durchlässigkeit des Darms. Bei einer randomisierten, doppelblinden, placebokontrollierten Studie mit 102 Teilnehmern mit Leberzirrhose zeigte sich nach 6 Monaten ein deutliches Ergebnis. Es wurde die Häufigkeit von Infektionen als Komplikation der Zirrhose untersucht. Bei den Probanden, die dieses Probiotikum einnahmen, trat kein schwerer Infekt auf, und die Anzahl der leichten Infekte war im Vergleich zur Placebogruppe deutlich geringer. Weitere Probiotika wurden vorgestellt, die speziell für den Einsatz bei Reizdarm und Migräne entwickelt wurden.

Mehrere Referenten zeigten die Zusammenhänge von Darm und Gehirn auf. Dies nennt man die Darm-Hirn-Achse. Bestimmte Darmbakterien produzieren Stoffwechselprodukte, mit denen sie unser Gehirn beeinflussen. Zu diesen Stoffen gehören einige Fettsäuren. Es wurde festgestellt, dass die Darmmikrobiota Einfluss auf die Microglia, die Immunzellen des Gehirns, haben. Es laufen zur Zeit Studien, die den Zusammenhang der Darmflora mit Alzheimer und Parkinson untersuchen.

Viele weitere Vorträge zeigten interessante Perspektiven auf: Dr. Bernd-Michael Löffler vom ImM Berlin berichtete über den Zusammenhang von Vitamin D und Vitamin K. Der Zahnarzt Dr. Oliver F. Ebner präsentierte den Mundraum als Teil des Verdauungssystems. Dr. Kurt Mosetter zeigte die Biochemie des Proteinstoffwechsels auf, und beleuchtete die Erkenntnisse, die sich aus dem Medizinnobelpreis 2016 für die Behandlung von chronischen Krankheiten ergibt. Dr. Heiko Hofmann erläuterte die neuen Möglichkeiten der molekulargenetischen Diagnostik der Darmmikrobiota.

Ein sehr interessanter und informativer Kongress, der meine Arbeit als Heilpraktiker bereichert hat.